Matricaria chamomilla

AussaatbedingungenBearbeiten

Ihr Ursprung liegt in Südwestasien, Süd- bis Osteuropa, aber sie wächst heute fast überall auf der Welt.

Für den Anbau von Kamille braucht der Boden keine besondere Qualität, obwohl die Pflanze am besten auf gut ausgeglichenen Böden mit gutem Mutterboden wächst. Die Kamille ist eine anspruchslose Pflanze und recht tolerant. Die Pflanze gedeiht auf leichten bis schweren Böden. Die wildwachsenden Kamillenarten wachsen normalerweise auf sandigen bis lehmigen, meist sauren Böden, die offen sein sollten.

Es gibt drei Hauptanbautechniken: Aussaat als einjährige Kultur im Herbst, Aussaat als einjährige Kultur im Frühjahr oder Verwendung als mehrjährige Kultur, bei der die Aussaat selbst vorgenommen wird. Die gebräuchlichste Methode ist eine Mischung aus Herbst- und Frühjahrsaussaat, um einen höheren Nutzungsgrad der Maschinen zu erreichen. Da die Samen der Kamille sehr klein sind, wird für die Aussaat eine spezielle Sämaschine verwendet. Die Aussaat erfolgt normalerweise in Reihen von 25 cm (10″) Abstand und etwa 2,0-2,5 kg/ha (ca. 2lb pro Acre). Das Saatbett muss flach und unkrautfrei sein und nach der Aussaat wieder verdichtet werden. Die Rückverfestigung ist sehr wichtig, weshalb der Boden nach der Aussaat mit einer schweren Walze gewalzt werden muss. Andernfalls haben die kleinen Samen keinen Kontakt mit dem Boden, was die Keimung behindert. Für die Keimung und das Jugendstadium benötigt die Kamillenpflanze viel Feuchtigkeit. Nach 1-2 Wochen beginnt die Keimung.

Wenn die Aussaat im Herbst erfolgt, ist der ideale Zeitpunkt im September. Kamille, die im Herbst gesät wird, bringt die höchsten Erträge. Unabhängig davon, zu welchem Zeitpunkt im September die Aussaat erfolgte, beginnt die Blüte bei einer Tageslänge von etwa 17 Stunden, was in Mitteleuropa etwa Ende Mai oder Anfang Juni der Fall ist.

Durch die Aussaat im Frühjahr kann der Erntezeitpunkt beeinflusst werden, was zu einem höheren Auslastungsgrad der Maschinen durch verlängerte Saat- und Erntezeiten sowie andere Anbauarbeiten beiträgt. Die Aussaat erfolgt zwischen März und Mai. Man kann aber sagen, dass der Ertrag mit späterer Aussaat sinkt und der Schädlingsdruck steigt. Die Ernte kann etwa in der 2. Julihälfte eingebracht werden.

In einem extensiveren Anbau wird die Aussaat von der Pflanze selbst vorgenommen und der Anbau ist mehrjährig. Nach der letzten Ernte werden die Pflanzen geschnitten und auf dem Feld belassen. Danach wird der Boden mechanisch bearbeitet, aber nicht gewendet. Die Samen keimen dann im September und bilden eine teppichartige Schicht über dem Boden, die sehr hilfreich gegen Unkraut ist. Die Erträge sind mit denen der Herbstaussaat vergleichbar.

DüngungEdit

Die Kamille ist eine genügsame Pflanze, die auf Böden mit mittlerem Nährstoffgehalt wachsen kann. Auf die Düngung mit Stickstoff (N) reagiert sie mit einem verstärkten vegetativen Wachstum, was zu Problemen bei der Erntetechnik führen kann und den Erntezeitpunkt verzögert. Für eine gute Entwicklung des Stängels wird ausreichend Kalium (K) benötigt. Das optimale Verhältnis von Kalium zu Phosphor (P) sollte 1:2 betragen. Dies führt zu einer optimalen Düngermenge von:

  • 40-60 kg/ha N
  • 50-70 kg/ha P
  • 100-140 kg/ha K

Die N- und K-Gaben sollten in der Zeit der Bestockung erfolgen. Ein Mangel an Mikronährstoffen ist bisher nicht bekannt. Die Kamille wächst am besten auf ausgewogenen Böden mit gutem Oberboden. Eine Düngung mit organischen Stoffen sollte beim Kamillenanbau aus Qualitätsgründen jedoch nicht erfolgen. Wenn der verarbeitende Betrieb einen Grenzwert für die bakterielle Verunreinigung vorschreibt, stellt organischer Dünger ein Risiko für die bakterielle Verunreinigung der Blüten und der daraus hergestellten Produkte dar. Bei anderen Kulturen in der Fruchtfolge, z.B. vor der Kamille, wird eine Düngung mit organischen Stoffen dringend empfohlen.

Schädlings- und UnkrautbekämpfungEdit

Kamille hat eine langsame Jugendentwicklung, die eine gute Unkrautbekämpfung erfordert. Vor der Aussaat ist es wichtig, ein gutes Saatbett ohne Unkräuter zu haben, weshalb Restherbizide eingesetzt werden können. Da es keine selektiven Herbizide gibt, ist nach der Keimung nur eine mechanische Unkrautbekämpfung möglich, bis das starke vegetative Wachstum der Kamille beginnt.

Blattläuse sind eine große Bedrohung für den Kamilleanbau, da sie nicht nur zu einem langsameren Wachstum führen, sondern auch Marienkäfer anlocken. Nach der Ernte der Blüten ist es fast unmöglich, die Insekten von den Blüten zu trennen. Dies kann je nach Verwendungszweck zu Qualitätsproblemen der geernteten Kamille führen.

Die wichtigsten Schädlinge, die im europäischen Anbau auftreten, sind Falscher Mehltau, Echter Mehltau und Rost.

FruchtfolgeBearbeiten

Kamille ist als selbstverträgliche Kulturpflanze bekannt, was bedeutet, dass ein mehrjähriger Anbau möglich ist.

Die wichtigste Bedingung, die durch die Fruchtfolge herbeigeführt werden muss, ist ein unkrautfreies Saatbett für Kamille. Dies ist in der Regel nach dem Anbau von Reihenkulturen (z.B. Kartoffeln), Weizen oder Mais gegeben. Ein großes Problem für die Kamille-Nachfolgekulturen sind durchwachsene Kamille-Samen. Durch den Erntevorgang bleiben viele Samen auf dem Boden liegen und keimen bei der nächsten Ernte aus. Daher ist es wichtig, eine Nachfolgekultur zu haben, die tolerant gegenüber den auf Kamille abzielenden Herbiziden ist.

ErnteBearbeiten

Blüte- und ErntezeitpunktBearbeiten

Die Kamille blüht oft 2 bis 3 Mal im Jahr. Diesem Umstand wird auch durch mehrere Ernten pro Jahr Rechnung getragen. Die Blütezeit beträgt etwa 50-65 Tage, während die Entwicklung einer Blüte etwa 20-25 Tage dauert.

Die Ernte beginnt mit der Vollblüte. Die Wahl des richtigen Erntetermins ist entscheidend für die Qualität des Erntegutes. Das wichtigste Qualitätsmerkmal ist der Gehalt an ätherischem Öl im Blütenstand, der von Beginn der Blütenbildung an kontinuierlich zunimmt und sein Maximum erreicht, wenn die Zungenblüten waagerecht oder bereits leicht nach unten gerichtet sind. Daher ist die Ernte abgeschlossen, wenn sich ein Großteil der Blütenköpfe geöffnet hat.

Der Bestimmung des optimalen Erntetermins muss daher große Aufmerksamkeit geschenkt werden und der Termin sollte objektiv und genau bestimmt werden können. Für eine optimale Identifizierung wurden Gleichungen zur Bestimmung des Blühindexes entwickelt. Die folgende Gleichung drückt den Kompromiss zwischen dem zunehmenden Ertrag an Blüten, dem abnehmenden Gehalt an ätherischem Öl und der Veränderung der Zusammensetzung der Inhaltsstoffe im ätherischen Öl aus. In dieser Gleichung wird das Verhältnis zwischen der Anzahl der überblühten Blüten abzüglich der Anzahl der Blütenknospen und der Gesamtzahl der Blüten bestimmt.

Blühindex = V – K n K n + e B + V {\displaystyle {\text{blühindex}}={\frac {V-Kn}{Kn+eB+V}}

Kn = noch nicht erblühte Blütenknospen {\displaystyle {\text{Kn}}={\text{noch nicht erblühte Blütenknospen}}

eB = erntereife Blüten (Röhrenblüten + Zungenblüten aufgeblüht) {\displaystyle {\text{eB}}={\text{Blumen erntereif (Röhrenblüten + Zungenblüten aufgeblüht)}}

V = überblühende Blüten {\displaystyle {\text{V}}={\text{überblühende Blüten}}

Der optimale Erntetermin für Kamille ist, wenn der mit der oben beschriebenen Formel berechnete Blühindex zwischen -0,3 und -0,2 liegt oder etwa 50-70% der vorhandenen Pflanzen in voller Blüte stehen.

HandleseBearbeiten

Bei der Handlese werden die Blütenknospen entweder mit den Fingern gezupft oder es werden einfache technische Geräte wie zum Beispiel Zupfkämme, Kammschaufeln oder Zupfwagen verwendet. Diese Methoden werden vor allem im kleinflächigen Anbau oder bei der Ernte von nicht kultivierter Kamille eingesetzt. In den heutigen landwirtschaftlichen Anbausystemen erfolgt die Ernte häufig maschinell.

Mechanische ErnteEdit

Trotz der maschinellen Erntetechniken ist es entscheidend, dass das Erntegut von hoher Qualität ist. Dementsprechend hoch sind die Anforderungen an die Erntetechnik für einen schonenden Umgang mit dem Erntegut. Um die maschinelle Ernte umsetzen und verbessern zu können, sollten die Landwirte Sorten mit großen Blütenköpfen anbauen, die eine einheitliche Pflanzenhöhe haben, so dass die Blütenknospen auf gleicher Höhe liegen.

Bei der maschinellen Ernte werden nie nur Blütenknospen geerntet, sondern auch Teile von Stängeln. Diese Stängel sind meist zwischen 10mm und 30mm (½“ bis 1″) lang. Dies hat prinzipiell keinen Einfluss auf die Qualität der geernteten Blütenknospen, die für pharmazeutische Zwecke verwendet werden, kann aber zu einem erhöhten Selektionsaufwand führen.

Ein wichtiges technisches Ernteprinzip ist dasjenige, das mit Kreiselmähern, Häckslern oder Vollerntern durchgeführt wird. In diesen Fällen wird der gesamte Blütenhorizont geerntet. Speziell für die Ernte von Kamille, sei es für die Teeproduktion oder für die industrielle Verarbeitung, werden Häcksler eingesetzt.

Ein weiteres sehr wichtiges Ernteprinzip ist dasjenige, bei dem sich Trommeln mit scharfen Pflückkämmen entgegen der Ernterichtung drehen. Dadurch wird der Pflanzenbestand von unten nach oben gekämmt. Durch die zusätzlichen Messer hinter den Pflückkämmen werden die Blütenknospen abgeschnitten und nicht vom Pflanzenstängel abgerissen, wie dies bei anderen gängigen mechanischen Erntetechniken der Fall ist.

ErtragsniveauBearbeiten

Die Blüten enthalten zwischen 0,3 und 1,5% ätherisches Kamillenöl.

Nacherntebehandlung und WeiterverarbeitungEdit

Eine angemessene Nacherntebehandlung der geernteten Kamillenteile ist entscheidend für die Erhaltung hervorragender äußerer und innerer Eigenschaften.

TrocknungEdit

Das geerntete Produkt enthält etwa 80% Wasser und ist daher gärungsgefährdet. Um die Lagerfähigkeit zu gewährleisten, muss das Produkt auf einen Wassergehalt von nur 10-11% getrocknet werden. Der Trocknungsprozess sollte nicht später als 2 Stunden nach der Ernte beginnen, da die Gefahr der Gärung im Vergleich zu anderen Kulturen größer ist. Es ist darauf zu achten, dass die Lagerhöhe nicht zu groß ist, um einen hohen Druck auf das Produkt zu vermeiden und das Gärungsrisiko nicht noch weiter zu erhöhen.

Es gibt verschiedene Trocknungssysteme wie z.B. die natürliche Trocknung in der Sonne oder unter einem Dach, aber auch die Trocknung mit diskontinuierlichen Trocknern, halbkontinuierlichen Gestelltrocknern oder kontinuierlichen Bandtrocknern. Wichtig ist in jedem Fall, dass das Produkt nie über 40 °C erhitzt wird.

AuswahlBearbeiten

Bei der maschinellen Ernte ist der Anteil der Stängel am Erntegut höher. Daher findet oft unmittelbar vor dem Trocknungsvorgang eine Aussortierung statt. Dieser Ausleseprozess wird üblicherweise mit doppelwandigen, gegenläufigen Trommelsieben durchgeführt. Gegebenenfalls werden in einem weiteren Arbeitsgang nach der Trocknung die kurzen Stängelteile an den Blütenknospen abgetrennt, um reine Blütenknospenware zu erhalten.

Bei der Handlese erfolgt die Auslese oft erst nach dem Trocknungsvorgang.

DestillationEdit

Ein wichtiger Grund für die Herstellung von Kamillenblüten ist die Gewinnung von Kamillenöl, das für pharmazeutische Zwecke verwendet wird. Dieses Öl wird durch Destillation meist aus frischen Blütenknospen und Blütenstängeln gewonnen. Ein wichtiger Bestandteil des Kamillenöls ist Bisabolol, das bis zu 33% des Ölgehalts ausmacht.

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