Spricht man auf den Philippinen kein Spanisch?

  • Übersetzung vom 14. Dezember 2014 9:02 GMT
  • Geschrieben von Juan Arellano Übersetzt von Marianna Breytman
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Panorama von Manila. Foto von joiz auf Flickr, verwendet unter der Creative Commons Lizenz Attribution-NoDerivs 2.0 Generic (CC BY-ND 2.0).

Die Philippinen, ein südostasiatischer Archipel von mehr als 7.000 Inseln, sind wie die lateinamerikanischen Länder eine ehemalige Kolonie des spanischen Reiches. Die Philippinen standen drei Jahrhunderte lang unter spanischer Herrschaft und gehörten insbesondere zum Königreich Neuspanien. Während dieser Zeit war die vorherrschende Sprache der Kolonialregierung auf den Inseln das Spanische, das erst nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg, als Spanien die Kontrolle über die Inseln für 20 Millionen Dollar an die Vereinigten Staaten abtrat, durch das Englische ersetzt wurde.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts ging der Gebrauch des Spanischen zurück, insbesondere nach der Zerstörung der spanischen Festung in der Schlacht von Manila. Die anschließende Modernisierung des Landes und der Zweite Weltkrieg führten dazu, dass Englisch die am weitesten verbreitete Sprache des Landes wurde.

Im Jahr 1946 erlangten die Philippinen ihre Unabhängigkeit von den Vereinigten Staaten, behielten aber Englisch als eine ihrer beiden Amtssprachen bei, während Filipino die andere ist. Derzeit ist Englisch oder eine der lokalen Sprachen die Muttersprache der Filipinos. Es wird geschätzt, dass weniger als 1 % der philippinischen Bevölkerung Spanisch spricht.

Im Jahr 2008 schrieb Gaspar Canela im Blog Reino de Siam, dass der Zustand der spanischen Sprache auf den Philippinen eigentlich viel schlechter sei, weil es den Spaniern seiner Meinung nach nie gelungen sei, die lokalen Sprachen zu ersetzen:

Intramuros. Image by shankar s. on Flickr, used under the Creative Commons license Attribution 2.0 Generic (CC BY 2.0).

Muchos filipinos, los menos estudiados, hasta desconocen que estuvieron sometidos a un reino ibérico durante más de tres siglos. Los estadounidenses, tras expulsar a los españoles, trajeron a Filipinas barcos repletos de profesores de inglés. Tuvieron más éxito que los españoles en extender el uso de su idioma, pero tampoco todos en las islas dominan hoy día la lengua de Shakespeare.

Viele Filipinos erkennen nicht einmal an, dass sie mehr als drei Jahrhunderte lang Untertanen eines iberischen Königreichs waren. Die Amerikaner brachten, nachdem sie die Spanier vertrieben hatten, Schiffe voller englischsprachiger Professoren auf die Philippinen. Sie hatten mehr Erfolg als die Spanier bei der Verbreitung ihrer Sprache, aber noch immer herrscht nicht überall auf den Inseln die Sprache von Shakespeare vor.

Allerdings ist das Spanische nicht überall verschwunden. Spuren der spanischen Sprache finden sich in den Nachnamen vieler Filipinos, in den Namen von Städten und historischen Stätten sowie in den Straßen und Plätzen des Landes. Darüber hinaus wurde die klassische philippinische Literatur vollständig in spanischer Sprache verfasst, sogar während eines Großteils des zwanzigsten Jahrhunderts. Zu den vielen Werken der klassischen spanischsprachigen philippinischen Literatur gehört Noli me tangere des Schriftstellers José Rizal, der nach Ansicht von Wissenschaftlern eine wichtige Rolle bei der Konsolidierung des philippinischen Nationalismus spielte.

Rizal, der heute als philippinischer Nationalheld gilt, wurde am 30. Dezember 1896 unter dem Vorwurf der Aufwiegelung von den spanischen Behörden hingerichtet. In der Nacht vor seiner Hinrichtung schrieb er ein Gedicht mit dem Titel „My Last Farewell“ (Mein letzter Abschied), in dem er seine Liebe zu den Philippinen beschreibt. Der YouTube-Nutzer Hispanic Filipino hat ein Video hochgeladen, in dem er das Gedicht rezitiert:

Aber ist Spanisch eine tote Sprache auf den Philippinen? Wohl kaum. Das Spanische ist auf den Inseln nach wie vor stark verwurzelt, auch wenn es auf den ersten Blick schwer zu erkennen ist. Guillermo Gomez Rivera, Direktor der Wochenzeitung Nueva Era in Manila, ist optimistisch, was die Zukunft der Sprache auf den Philippinen angeht, und teilt seine Meinung auf dem Webblog Filipinas Única mit, wo er erklärt, dass Spanisch für jeden Filipino, der Tagalog, Visayan und Ilokano spricht, sehr einfach ist:

El español es bien fácil para cualquier filipino que hable tagalo, bisaya, bicolano e ilocano porque en estas lenguas indígenas están incrustadas miles de hispanismos. En estos idiomas indígenas todas las prendas que se llevan en el cuerpo se llaman en español: sombrero, camiseta, cinturón Todos los muebles y enseres que se encuentran dentro del hogar se llaman en español: cocina, cuarto, sala Todo lo que es infraestructura de urbanización se llama en español: esquinita, avenida, plaza…

Spanisch ist für jeden Filipino, der Tagalog, Visayan und Ilokano spricht, sehr einfach, weil Tausende von Hispanismen in diese indigenen Sprachen eingebettet sind. In diesen indigenen Sprachen werden alle Kleidungsstücke auf Spanisch bezeichnet: sombrero (Hut), camiseta (Hemd), cinturón (Gürtel) Alle Möbel und Geräte im Haushalt werden auf Spanisch bezeichnet: cocina (Küche), cuarto (Zimmer), sala (Wohnzimmer) Die gesamte städtische Infrastruktur wird auf Spanisch genannt: esquinita (Ecke), avenida (Allee), plaza (Platz)…

Dieses Prinzip demonstriert der Internetnutzer Neptuno Azul mit den Gedichten von Eloidoro Ballesteros, die in Chavacano geschrieben sind, einer Kreolsprache, die sich aus dem Spanischen und verschiedenen lokalen Sprachen zusammensetzt:

In letzter Zeit gibt es Anzeichen dafür, dass das Interesse am Spanischen wieder zunimmt, dank der Bemühungen des Cervantes-Instituts und anderer spanischer und philippinischer Institutionen sowie von Menschen, die das Erbe der philippinischen Sprache retten wollen. Diese Gruppen erhielten sogar offizielle Unterstützung von der ehemaligen Regierung von Präsidentin Gloria Macapagal-Arroyo, die 2009 die teilweise Wiedereinführung von Spanisch in der Sekundarstufe einleitete. Außerhalb der Schulen steigt auch das Interesse der Wirtschaft an Spanisch wieder an.

Ein nützliches Beispiel für Spanisch als lebendige Sprache auf den Philippinen ist dieses YouTube-Video mit dem Titel „Teaching Spanish in the Philippines“, in dem mehrere philippinische Schüler zeigen, was sie in der Schule gelernt haben.

Der Beitrag wurde ursprünglich im Blog Globalizado veröffentlicht.

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